Eine Filmkritik von Bianka Piringer
Amazonas-Flussfahrt mit Dwayne Johnson
Die britische Forscherin Lily Houghton (Emily Blunt) bricht während des Ersten Weltkriegs mit ihrem Bruder MacGregor Houghton (Jack Whitehall) zu einer Expedition auf dem Amazonas auf. Sie ist auf der Suche nach einem legendären Baum mitten im Dschungel, dessen Blüten unerhörte Heilkräfte nachgesagt werden. Die unerschrockene Frau muss sich auf der Flussfahrt mit Frank Wolff (Dwayne Johnson), dem dickköpfigen Schiffskapitän, der immer wieder für eine Überraschung gut ist, herumschlagen. Welche Abenteuer sie im Dschungel erwarten, hätte sie nie geahnt. Denn zu ihnen gehören ein jahrhundertealter Fluch, untote Konquistadoren und der deutsche Prinz Joachim (Jesse Plemons), der sie mit seinem U-Boot jagt, weil er mit der magischen Blüte den Krieg gewinnen und die Weltherrschaft an sich reißen will.
Der pralle, actionreiche Abenteuerfilm des Regisseurs Jaume Collet-Serra (The Commuter), für den Michael Green, Glenn Ficarra und John Requa das Drehbuch schrieben, ist von der gleichnamigen Disneyland-Attraktion inspiriert. Ein humorvoller Skipper gehört dort zum Programm der exotischen Flussfahrt, die allerlei abenteuerliche Stationen abfährt. Dwayne Johnson (Jumanji: Willkommen im Dschungel) ist für diese Filmrolle, die Kampfaction und Sinn für Komik erfordert, sicher die ideale Besetzung. Mit lustigen Tricksereien und Komparsen, die er an ausgewählten Stellen als kannibalische Krieger auftreten lässt, beschert er auf seinen Flusstouren der zahlenden Kundschaft Nervenkitzel, als befänden sich diese irgendwie schon im Disney-Themenpark. Selbst die ernsthafte Lily bleibt von solchen Gaukeleien nicht verschont. Frank ist, wie sich im Verlauf der Handlung in einer spannenden Volte herausstellt, nicht einmal persönlich nur der, der er zu sein vorgibt.
Emily Blunt darf als Lady, die Hosen trägt – zu jener Zeit ist das unerhört, was Frank zu einem spöttischen Spitznamen für sie inspiriert –, bei diversen Kampfszenen mitmischen. Für den Filmgenuss ist aber wichtiger, dass sie Frank unermüdlich widerspricht und auf Trab hält. Lily und Frank bilden ein sehr vergnügliches Filmpaar, das sich verbal nichts schenkt und zugleich natürlich eine romantische Verbindung entwickelt. Für den Humor ist außerdem auch Lilys Bruder zuständig. Mit seiner Ängstlichkeit, seinem vielen Gepäck und der Vorliebe für gute Garderobe besitzt er Eigenschaften, die gemäß langer filmischer Tradition der Frau auf dem Trip vorbehalten gewesen wären. Wie es sich für einen Disneyfilm gehört, gibt es auch einen tierischen Sidekick, in Gestalt von Franks wild fauchendem, aber durchaus umgänglichen Jaguar.
Trotz eines starken CGI-Anteils sind einige Kulissen und Requisiten für einen haptischeren Eindruck erbaut worden. Zu ihnen zählen Franks altes, hölzernes Dampfschiff und die Dschungelsiedlung Porto Velho, in der das Amazonas-Abenteuer beginnt. Wenn das Trio im Urwald auf ein in den Bäumen erbautes Kannibalendorf stößt, erzeugen die bunten Kostüme, die unheimlichen Masken, die Fackeln und die Trommelklänge eine Atmosphäre, die an die Indiana-Jones-Filme erinnert. Diese Anspielung wird noch deutlicher, wenn es um das Rätsel geht, wie der Zugang zu den verborgenen Schätzen mechanisch geknackt werden kann. Ganz am Anfang, als der Film noch in London spielt und MacGregor stellvertretend für seine Schwester – Frauen haben dort nichts zu melden – die Royal Society um Zugang zu ihren Archiven bittet, werden auch Erinnerungen an Die versunkene Stadt Z von James Gray geweckt.
Die Bösewichte im Film sind alles andere als leichtgewichtig. Sie sorgen auf ihre jeweils ganz eigene Art für Gänsehaut. Jesse Plemons interpretiert den deutschen Prinzen, der in militärischer Uniform Torpedos von seinem U-Boot abschießt, als halb durchgeknallt. Das gibt diesem schillernden Charakter eine unheimliche Unberechenbarkeit. Wenn Joachim seine musikalischen Vorlieben an den unpassendsten Stellen auslebt, meint man gar, eine Anspielung auf das Gebaren deutscher Kriegsverbrecher im nächsten, noch weit entfernten Weltkrieg zu erkennen.
Auch die spanischen Konquistadoren in ihrer Ritterrüstung, die als Untote einen Haufen Schlangen mit sich herumtragen, entsprechen nicht gerade der Erwartung an einen Disney-Film, den man mit der ganzen Familie anschauen könnte. Was hier geboten wird, ist von zum Teil erstaunlich düsterer Qualität. Mit den unappetitlichen Konquistadoren und dem Fluch, der sie an den Dschungel fesselt, wird die blutige Historie der spanischen Eroberung Südamerikas immerhin erwähnt. Aber die verschwurbelte Fantasy hat mit der Realität nicht mehr viel am Hut. Die Konquistadoren werden tendenziell zu austauschbaren Figuren auf einem Abenteuerspielplatz, wenn ihnen die Geschichte auch noch ein ehrenwertes persönliches Motiv für ihren damaligen Trip zubilligt.
Der auf dem Gebiet des Actionfilms erfahrene Regisseur und das Drehbuch wagen also einen kühnen Spagat zwischen dunklen, kampflastigen Handlungselementen und der Komik, die durchgehend für Auflockerung sorgt. Kann sein, dass hierbei für manche Zuschauer*innen der Spaß insgesamt doch etwas dünn gesät bleibt.
Während einer Fahrt mit einem kleinen Boot durch eine Attraktion eines Themenparks in Disneyland gerät eine Gruppe von Reisenden in einen Dschungel, in dem gefährliche Tiere und Reptilien leben, in dem aber auch etwas Übernatürliches zu Hause ist. Frank, der Bootsführer, versucht eine Schwester und ihren Bruder zu einem Baum zu bringen, von dem man annimmt, dass er heilende Kräfte besitzt. Währenddessen muss das Trio gegen gefährliche Wildtiere und eine konkurrierende deutsche Expedition kämpfen